Schuld, Schulden und Geld

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Wie die Symbolik auf tiefere Wirklichkeiten verweist

Geld ist Wertspeicher, Wertemesser, Leistungs- äquivalent. Doch das ist nur die Oberfläche. In seiner tieferen Dimension ist Geld Ausdruck eines Glaubens. Welches Glaubens denn? Des Glaubens daran, dass in der Welt Mangel herrscht. Indem wir global ein System aufgerichtet haben, welches Geld lebensnotwendig macht, haben wir uns als Mangelwesen definiert. Nicht die tatsächlich lebensnotwendigen Güter stehen an erster Stelle – was logisch wäre- sondern ihr Tauschmittel, das Geld.

Geld alleine hat keinen Nutzwert; es ist lediglich eine Vereinbarung, aber eine, ohne die man nicht an Nutzwerte herankommt. Damit steht das Symbol über dem eigentlichen Wert.
Und das hat einiges auf den Kopf gestellt: die eigene Existenz genügt nicht, sie bedarf des „Lebensunterhalts“ in Form von Geld. Dieser Lebensunterhalt fließt nicht in natürlicher Richtung, also vom Leben zu uns, wie es beim Rest der Schöpfung der Fall ist, sondern wir müssen „für das Leben sorgen“. Und so wird aus der natürlichen Ordnung des Überflusses ein Mangel. Und die Umkehrung dieser Natürlichkeit mach Geld zu dem, was es heute ist: wenige haben sehr viel, die meisten aber haben viel zu wenig.

Der Glaubenssatz, der dem Zugrunde liegt ist der, dass unser Dasein hier auf dieser Welt kein Geburtsrecht ist, sondern dass wir es uns erst „verdienen“ müssen (wie man auch Geld „verdient“). Es ist ein Stigma, ein Tabu, in unserer Gesellschaft, Geld ohne Arbeitsleistung zu erhalten. Das wird nur in wenigen Ausnahmefällen als vorrübergehend geduldet. In der natürlichen Welt finden wir in der Regel Fülle. Bedient sich der Mensch an der Natur, verwandelt er diese entsprechend seines Glaubenssatzes auch in Mangel: Ressourcen werden knapp -und damit teuer, ein doppelter Mangel entsteht. Es gibt keine „freien“ Leistungen: für alles muss bezahlt werden denn niemand – weder individuell, noch als Kollektiv- betrachtet sich selbst und damit seine Produktivkraft als Quelle, die frei gemäß ihrer Natur fließt. Das ist unser Modus: wir schenken uns nicht her, so wie es die Natur außerhalb von uns tut.
Damit zwingen wir uns gegenseitig in die Schuldigkeit, denn erst gegen Geld erhalten wir etwas: der andere schuldet uns etwas, wenn er etwas von uns braucht.

Wir sehen nicht, dass wir selbst Teil des Ganzen als ökonomisches System sind. Liebe ist eine Quelle, die keine Anerkennung oder Gegenleistung fordert oder bräuchte.

Nun hat unser Mangeldenken, unser Mangelsystem unsere Vorstellung von Liebe dahingehend beeinflusst, dass sie als Quelle nicht mehr frei fließen kann. Sie ist zu einem Deal, einem Geschäft degeneriert. Der Versuch, Liebe mit Geld auszudrücken, ist, als würde man versuchen, Hunger mit Einkaufen stillen zu wollen. Die Vorstellung oder Erwartung, jemand „schulde“ mir Liebe ist daher absurd und ein Widerspruch in sich.

Schuld kann es nur dort geben, wo etwas fehlt. Diese „Fehlen“ ist aber eine Illusion, es hat keine echte und eigene Wirklichkeit: alles, was ich erlebe, habe ich so gewählt, um zu erkennen, wer ich bin- natürlich unbewusst. Jedem gefühlten Mangel geht eine Bewertung von mir voraus, die den Mangel als solchen definiert und in der Folge auch erschafft. Ich fühle mich ungenügend und erlebe eine ungenügende Welt: einen ungenügenden Partner, eine ungenügende Arbeit usw. Besitz und Status sind der Versuch, meiner Existenz Wert oder Gewicht zu verleihen. Ich projiziere also den von mir erschaffenen Zustand auf meine Umwelt: sie „sollte“ besser sein und ist deshalb mangelhaft. Sie schuldet mir etwas, und ich schulde ihr etwas.

Geld ist in also Ausdruck der Vorstellung von Schuld. Es ist beachtlich, dass bei indigenen Völkern, die kein Privatbesitz kennen und ohne Geld leben, ein solches Mangel- und Schulddenken nicht vorzufinden ist.
In dem Maße, in dem ich buchstäblich verschuldet bin, existiert die Vorstellung in mir, nicht genug zu sein und kein natürliches Existenzrecht zu besitzen (scheinbar paradoxerweise findet sich das auch bei einigen reichen, aber geizigen Menschen, denn ihr Reichtum ist Ergebnis ihrer Kompensationstätigkeit).
Das Geld in seiner jetzigen Form mit seinem Zinssystem erschafft andauernd neuen Mangel und der alte Glaubenssatz wird immer wieder aufs Neue bestätigt: ich kann mich nicht selbst befreien von meiner Schuld, egal wie sehr ich mich anstrenge.

Wenn es mir gelingt, mich selbst ganz anzunehmen und mich ohne Leistungsanforderungen zu akzeptieren, wird der Begriff der Schuld aus meinem Leben verschwinden. Meine bewussten und unbewussten Bestrebungen, meinen Eltern oder Gott gefallen zu wollen, weichen einem authentischen Selbst. Ich werde selbst die Verantwortung für mich übernehmen und keine Schuld mehr woanders suchen: nicht bei meinen Eltern, der Welt, den Umständen oder dem Teufel. Ich werde immer zufriedener, weil ich feststelle, dass die Quelle der Zufriedenheit nicht in äußeren Bedingungen oder im Verhalten anderer Menschen liegt, sondern alleine in mir vorhanden ist. Ich stelle fest, dass Geben meiner wahren Natur entspricht: das was ich gerne tue, erzeuge ich sowieso im Übermaß. Ich brauche daraus keinen teuren Mangel zu machen. Und damit werde ich immer freier von den Forderungen meiner Glaubenssätze, freier von meinen konditionierten Vorstellungen von dem, was ich unter Reichtum verstehe, frei von Besitz- und damit Verlustdenken, frei von Eifersucht und frei von der Angst, nicht genug zu sein. Dann werde ich feststellen, wie sich das Leben mir offenbart, dass ich gar keine Kontrolle darüber zu haben brauche, und erkenne, dass ich sie sowieso nie hatte.
Ich bin in meiner Existenz vollständig. Ich erfülle mich isoliert von der Welt und nicht durch ihre Bestätigung, Anerkennung und Zustimmung.
Geld wird dann zu dem, was es ist: ein Symbol, mehr nicht. Ich werde dann immer genug davon haben.

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