Die Abschaffung der Menschlichkeit
Ich frage mich, wie lange man noch maskierte Gesichter sehen würde, wenn die Menschen keinen Zugang mehr zu den Medien hätten. Gibt es eine „normale Normalität“ hinter der „neuen Normalität“?
Was, wenn eine gesunde, gewachsene, pluralistische Realität durch einen Wahn ersetzt wurde? Wenn der Wahn zur Normalität geworden ist, weil ihn genug Menschen für wahr halten?
Ich meine, es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte.
Ein Wahn wird definiert als die „ Falschbeurteilung der Wirklichkeit, an der mit absoluter subjektiver Gewissheit festgehalten wird“. Ein Wahn ist eine pathologisierte Menschlichkeit. Was also, wenn es so wäre, wenn das Kranke die Normalität mehr beeinflusst als das Gesunde?
Ist das übertrieben? Wir begegnen einander als potentielle Lebensgefahr. Wir haben so einiges auf den Kopf gestellt, in unserer „neuen Normalität“. Spielplätze sind gefährliche Orte, wie alle anderen Orte der Gemeinsamkeit auch. Nähe zu anderen Menschen ist bedrohlich geworden. In der Schule wird Distanz eingebläut. Wir schauen in Larvengesichter, alle maskiert. Wir lassen uns testen um unsere Unschuld- ähm, Gesundheit- zu „beweisen“. Wir ignorieren Fachleute, die vor dauerhaften Gebrauch der Masken warnen, vor deren gesundheitlichen und psychischen Folgen.
Wir haben überhaupt die Hoheit über Gesundheitsfragen abgegeben: nicht nur, dass diejenigen, die nun darüber entscheiden, gar keine Mediziner, sondern Politiker und Industrielle Lobbyisten sind. Nein, wir selbst haben keine Hoheit mehr über unsere Körper. Nicht ich entscheide, ob ich eine Maske trage. Nicht ich entscheide, ob ich mich impfen lasse. Ich weiß schon längst nicht mehr, was gut für mich ist. Der Einzelne ist eine Zahl, herausgelöst aus dem Gesamtzusammenhang seiner Lebenswirklichkeit. Im unerschütterlichen Glauben an die durchweg humanistische Intention unserer integeren Volksvertreter überlassen wir derart untergeordnete Interessen wie unsere Gesundheitsfürsorge deren Kompetenzen.
Doch sollte sich der Staat nicht aus der Meinungsbildung der Bürger heraushalten? Ist denn der Bürger nicht mündig, sich selbst in Fragen ethischer Natur zu positionieren?
Denn da beginnt die Moral, für die ich als Einzelner natürlich schon wieder nicht zuständig bin. Hier folgt keiner mehr ungestraft seiner Überzeugung, sondern dem einen verordneten RICHTIG. Auch das hatten wir schon mal in der Geschichte. Die eigene Überzeugung, die eigene Kritikfähigkeit, der eigene Standpunkt haben sich dem durch das einzig autorisierte Fachgremium als festgelegte “Richtig” zu unterwerfen. Es ist nicht gefragt. So ist das in einer “neuen Realität”: funktionierte die “alte Realität” noch nach Prinzipien der Verhältnismäßigkeit und Orndung, muss man die Eigenlogik der neuen Realität nicht verstehen, sondern sich ihr nur beugen. Machen wir uns nichts vor: wer solche Begriffe festlegt, der hat sie auch schon vorab mit Inhalten gefüllt. Auch das kennen wir aus brauner Vorzeit.
Ok, das mit der Maske ist wirklich neu. Da lässt sich so viel Symbolik herausholen, das sollte nicht unberücksichtigt gelassen werden! Die Maske wird oft als „Maulkorb“ bezeichnet, als stilles Einverständnis, seine eigene Meinung für sich zu behalten. Oder aber als Zeichen der De- Individualisierung. Vor Gott und dem Virus sind alle gleich. Oder als Zeichen des kritiklosen Gehorsams, des schweigenden, hinnehmenden Ja- Sagers, der aus Angst vor Strafe eben mitmacht. Private Überzeugungen haben nichts mehr im öffentlichen Raum zu suchen: es geht um Höheres! Es schadet mehr als dass es nützt? Egal. Geht ja wieder vorbei. Trägt ja heute auch keiner mehr rote Armbinden mit schwarzen Kreuzen.
Auch das Misstrauen, welches die Maske symbolisiert, wirkt omnipräsent und wirksam auf unser Unterbewusstsein: Luft ist giftig, ich bin giftig, der Andere ist es auch.
Natürlich symbolisiert sie auch die Konformität: ich trage Verantwortung im Gesicht!, so das verbreitete Narrativ. Das Atmen aber zeichnet das Leben aus. Mit dem ersten Atemzug beginnt unsere Existenz als Erdenbürger. Frei Atmen zu können ist der Inbegriff seelischer Gesundheit. “I can`t breath” ist das Motto von BLM und es symbolisiert die Unterdrückung der Lebendigkeit. Unsere Lebendigkeit wird unterdrückt, wenn wir draussen nicht frei atmen können, nicht feiern, uns nicht nahe sein dürfen, uns nicht drei bewegen, uns mit Angst und durch Trennscheiben begegnen. Menschlichkeit beruht auf individueller Freiheit in genau diesen Bereichen, und jede vordefinierte “neue Realität” schafft sie ab.
Das gewichtigste Symbol aber ist für mich die offenbar neue Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Da draußen lauert der Tod, so wird uns erzählt. Auch wenn wir es nicht ganz glauben wollen, mit dem Tragen der Maske bekennen wir uns zum Bewusstsein unserer Sterblichkeit. Dabei spielt es keine Rolle, dass die wirklichen Sterblichkeitsrisiken ganz woanders liegen; endlich kann ich zeigen, dass ich nun auch mitbekommen habe, dass der Tod mein Leben bedroht. Fressen, Rauchen, Saufen, Straßenverkehr oder Depressionen sind ein echtes Problem für unser Immunsystem. Das ist alles so viel tödlicher als Viren, die unser Immunsystem seit Jahrmillionen erfolgreich bekämpft. Aber das wissen wir eigentlich. Nur mitmachen konnte man nicht so richtig. Und betroffen sein auch nicht.
Aber endlich haben wir was sichtbares, oder besser etwas, was wir durch einen „Mund- und Nasenschutz“ sichtbar machen können. In Bildchen und Emojis begegnet uns die virale Wirklichkeit und wie Kinder lassen wir sie uns erklären. Die „Hohepriester“ der kindlichen neuen Religion stellen es tödlicher dar, als es ist. Aber Glaube ist immer sakrosankt: unantastbar. Da schaut man nicht auf Fakten, sondern zur „Kanzel“. Von dort hören wir, was Wahrheit ist. Und Wahrheit ist indiskutabel: entzweite Freundschaften und Familien Polarisierung sind in Kauf zu nehmende Nebenerscheinungen. Spott, Etikettierung, Bücherverbrennung, Empörung: der Glaubenskrieg ist da. Nur nicht an Tabus rütteln, die mich zwingen würden, mich selbst Infrage zu stellen.
Wissenschaftlich ist unsere Welt, aufgeklärt, sachlich. Kaum mehr Platz für echte Feindbilder. Wunderbar. Nur scheint die Menschheit noch nicht reif dafür zu sein. Angst und Unsicherheit kann unsere aufgeklärte Zeit offenbar auch nicht besser integrieren als es frühere „dunklere“ Epochen konnten.
Und immer, wenn EINE absolute Wahrheit regiert, gibt es nur EINE Lösung. Zwang und Gewalt flankieren in Wort und Tat die Heilsbringer auf ihrem Weg, die hilfsbedürftige Menschenwelt zu erlösen.
Und immer geht radikaler Glaube einher mit der Abschaffung der Menschlichkeit. Die Außerkraftsetzung der ersten 20 Artikel des deutschen Grundgesetzes ist der unwiderlegbare Beweis dafür- und nein, es ist nicht der „unumgängliche Teil“, bedingt durch eine reale Bedrohung. Es ist der Beginn einer weiteren dunklen Epoche einer Menschheit, der es noch immer nicht gelungen ist, Angst nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen zu ersetzen.
Was können wir tun? Was müssen wir tun? Einen Standpunkt haben wäre ein Anfang. Keinen, der mir möglichst wenig Gegenwind beschert, sondern einen, der meiner wirklichen Überzeugung entspringt. Habe ich die noch nicht gefunden, wäre es höchste Zeit dazu.
Dann gilt es, für diesen Standpunkt einzustehen, ohne Kompromisse. Nur dann kann ich sicher sein, nicht Spielball der Willkür derer zu werden, die die Regeln dieses Systems genauso festlegen wie die derzeitige „Normalität“.
Wir sind nicht hier, um widerstandsfrei alles mitzuspielen. Die Welt ist so wie sie ist, weil wir sie (mit) gestaltet haben. Jeder Einzelne trägt die volle Verantwortung, alles in seiner Macht stehende zu tun, diese Welt zu einem lebenswerten und lebenswürdigen Ort zu machen. Abwarten ist keine Strategie, sondern Feigheit. Es gibt keine passive Ethik. Wir müssen tun, was wir glauben um uns nicht selbst zur Farce zu machen. Es gibt kein „Wenn, dann…“. Es gibt nur ein ewiges Jetzt, das ununterbrochen von uns eine Antwort fordert: Wer bist du und für was stehst du?
Das ist eine einfache Forderung. Sie erfordert nur, alle Masken fallen zu lassen.