Wir haben Pippi Langstrumpf verraten!
Wir schauen in maskierte Gesichter- ein Planet der Affen. Wir halten uns auf Abstand, desinfizieren und vermuten hinter jedem Gegenüber den Überträger einer tödlichen Krankheit. Wir lassen Kinder nicht mehr zusammen spielen und die Polizei geht entschieden gegen Kritische vor. Wir halten Nähe für lebensgefährlich und schaffen dafür Kultur ab. Vielleicht auch den ganzen Menschen. Wir haben diffamierende Schubladen für Andersdenkende und ein Regulativ der Zensur.
Wann wird eine kollektive Neurose zur Normalität? Historisch gesehen wäre das nichts Neues; wir kennen die Mechanismen und ihre Eigenlogiken, die eigentlich unlogisch sind. Wenn eine Wahrheit verabsolutiert wird, alternativlos, wenn Beschränkungen und „Opfer“ als unausweichlich gelten, wenn kritische Fachleute in den „Qualitätsmedien“ nicht zu Wort kommen, wenn Lobbyisten mehr politischen Einfluss haben als ein breites Spektrum von Spezialisten, wenn Prognosen als unausweichliche Szenarien dargestellt und mittels einseitiger Zahlenspiele bestätigt werden- haben wir dann nicht längst den Boden gesunder Relativität verlassen und die Grundlage echten Humanismus verraten?
Eine Krankheit mit einer Inzidenz (verbreitung) von 50 Fällen auf 100000 Menschen gilt als seltene Erkrankung. Wir glauben daran, dass eine Erkrankung, die alleine nicht zum Tode führt und eine Mortalitätsrate hat, die der Grippe gleicht, bei einer Verbreitung von nur 35 auf 100 000 Menschen eine Pandemie ist (für die die Definition des Begriffs eigens angepasst wurde), die jedes Opfer rechtfertigt- zumindest sollen wir das glauben, denn es ist die offizielle Darstellung der Regierung. Dazu müssen die Betroffenen gar nicht erkrankt sein! Es braucht nicht einmal eine fachärztliche Diagnose! Ein Testergebnis genügt!
Die freiwillige Unterwerfung darunter hat etwas höchst Irrationales. Der Anstieg der Suizide, der psychischen Probleme, der wirtschaftlichen Folgeschäden, die Spaltung und die Verzweiflung innerhalb der Gesellschaft stehen in keiner Verhältnismäßigkeit zum Nutzen der Maßnahmen- auch das steht bereits unzweifelhaft fest.
Wo sind die Helden unserer Kindheit? Wo die Sehnsucht nach der anarchischen Kraft von Pippi Langstrumpf, die wir so bewundert haben? Wir haben uns damals schon nicht getraut zu sein wie sie. Wir waren doch alle lieber Tommy oder Annika, die abends das sichere und warme Zuhause erwartete.
Wo aber ist die Größe des Geistes geblieben, mit der wir alle Unmenschlichkeit überwunden geglaubt zu haben? Wo ist das Kulturwesen Mensch, der sich selbst als Teil des Werdens und Vergehens erkannt hat? Sie sind zerschellt am Banalen: die „Pandemie“ (oder das, was wir daraus machen) hat alles Heilige abgeschafft, jeden tiefen Sinn des Seins. Der Mensch ist reduziert auf einen Verwaltungsgegenstand, ein Objekt, dessen Verhalten nun der vollständigen Kontrolle unterworfen worden ist: nur durch absolute Kontrolle ist das Unbeherrschbare beherrschbar. Wir sind „aufgeschlagen auf dem Betonboden des rein Materiellen“ wie es der Philosoph Jochen Kirchhoff ausdrückt. Der Zynismus dahinter bleibt unentdeckt: Leben ist gerade das Unbeherrschbare, das Spontane, das sich im Menschen durch seine Individualität ausdrückt. Der Mensch bezieht seine Würde eben gerade nicht über die Unterwerfung unter das Kollektiv. Das haben wir angeprangert bei Hitler, Mao und Kim Jong Un. Der Mensch soll mündig sein! Sapere Aude! Wenn Vernunft nun mit Informations- Wahrheits- und Moralabsolutismus gleichgesetzt wird, haben wir die errungene Freiheit und Würde des Menschen wieder abgeschafft.
Die kollektive Neurose wurzelt zu großen Teilen im abendländischen Selbstverständnis: wir wurden „in Sünde“ geboren, und unsere Kindheit war geprägt von der subliminalen Botschaft: du genügst nicht! Wenn Fleiß die „Ablassleistung“ der Vergangenheit (insbesondere im Kapitolozän) war, so ist es heute der Gehorsam und die Angepasstheit. Schuld ist dabei der Humus, auf dem die Neurose wachsen kann. Es ist uns bisher nicht gelungen, uns von der „Erbsünde“ zu befreien- noch immer glauben wir, unsere Existenz rechtfertigen zu müssen.
Immer noch wollen wir erlöst sein von der unbewussten Erbsünde und ihrer Schuld. Und wir glauben daher den Erlösungs- Versprechungen. Im Namen der Gesundheit und der Sicherheit, Werte, die zu Imperativen hochstilisiert werden und faktisch zu Worthülsen werden.
Wir wollen lieber das warme und sichere Zuhause, nicht das Risiko. Pippi`s waren schon immer in der Unterzahl.
Wir entscheiden nicht mehr für uns selbst. Entscheidungen über mein Leben sind völlig zurückgedrängt ins Private ohne Wirkkraft im öffentlichen Raum. Demokratie macht reiner Technokratie Platz, in welcher meine Selbstbestimmung Makulatur ist. Deshalb verraten wir unsere Würde. Wir demütigen uns als gehorsame Kinder.
Wo werden wir sein in einigen Jahren? In einer freie Gesellschaft, gesund an Körper und Seele? Einer Welt, die der Natur die Unberechenbarkeit genommen hat? Einer Welt, in der jeder verwirklicht sein kann? Eine nachhaltige Welt, die integriert und inkludiert? Eine Welt, die flexibel auf die Bedingungen reagieren kann, deren Teil wir selbst sind?
Oder eher eine Welt, die bekämpfen muss, was spontan und unkontrollierbar ist? Eine Welt der technischen Planwirtschaft, in welcher der Mensch selbst nur noch kalkulierbarer Faktor ist? Eine Welt, die außerstande ist, Dinge hinzunehmen und den Begriff des individuellen Schicksals zugunsten scheinbar „sicheren“ Morgen abgeschafft hat?
Die Krise würde sofort enden, würden wir das Leben wagen. Körperliche und seelische Gesundheit resultieren nicht aus Isolation gepaart mit chemischen Kampfstoffen in unseren Körpern. Die Krise repräsentiert nur eines wirklich: die geistige Verfassung der Mehrheit. Sie ist nicht „von außen“ über uns hereingebrochen wie eine Naturkatastrophe. Wir haben sie erzeugt und zur Glaubenssache gemacht, einem Glauben, der unsere Werte sichtbar werden lässt.
Der Graf von Shaftsbury, seines Zeichens englischer Philosoph der Neuzeit sagte: „Das Sittliche ist die harmonische Ausgestaltung dessen, was als natürliche Anlage im Menschen ist“.
Pippi Langstrumpf formulierte das so: „Vielleicht sollten wir einfach tun, was uns glücklich macht und nicht, was am Besten ist!“.