Es gibt kein “Besser”
Ich bin genau jetzt der Mensch, der ich sein will. Jetzt. Wie bitte?! Jede andere Vorstellung ist eine abstrakte Vorwegnahme einer Imaginierten Zukunft. Ja klar, aber…?
Anders- Sein- Wollen kann nur das Ego- Ich. Es ist unfähig zu erkennen, dass alles JETZT ist, vollständig. Deshalb ist es immer im Mangel, es betrachtet die Gegenwart als Vorstufe zu einem besseren ICH. Warum? Weil nur das Ego sich isoliert und vom Rest der Welt als abgespaltene Einheit erleben kann. Nur ist das eine Illusion, wenn auch eine sehr wirkungsvolle. Denn: alles geschieht „innerhalb“ und nie getrennt. Die scheinbare Isolation ist ein „Herausstellen“ des Bewusstseins aus sich selbst.
Ja Aber…? Der Wunsch, sich selbst oder die Welt zu verbessern verkennt die Tatsache, dass jeder Moment die logische Verwirklichung aller seiner Vorbedingungen ist. Der Wunsch möchte das JETZT nicht, oder er möchte ein „anderes Jetzt“, denn es erscheint nicht ausreichend, nicht optimal. Dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf eine Zukunft, die „besser“ sein soll.
Wer will besser sein? Wer oder was bewertet die Gegenwart und ihre Erfahrungsqualität als unzureichend und setzt sich damit darüber? Nur wer kann das Jetzt verneinen?
Im Jetzt zeigt sich alle Wahrheit. Im Jetzt ist Gott voll gegenwärtig. Der „Weg ist das Ziel“- weil es kein Ziel gibt. Und nebenbei gesagt: nie gab. Es gibt nur ein Sich- entfalten. Das Neue zeigt sich. „Ich“ kann sein Erscheinen nicht beschleunigen, auch wenn es mir so erscheint, als würden meine Anstrengungen das bewirken. In Wirklichkeit bin ich selbst der Prozess.
Ja aber…?! Jede Vorstellung von Überlegenheit oder sogenannter Verbesserung ist das Urteil meines Ichs im Vergleich zu einem Anderen oder einem Vorgestellten. Ich relativiere mich und die Welt innerhalb eines Wertekodex, der in mir vorhanden ist. Dieser erzeugt andauernd eine Bewertung und Aufteilung in „Richtig &und Falsch“. Doch gibt es weder eine falsche Wahl noch irgendeine Über- oder Unterlegenheit des Seins. Moment, aber…?!
Die Gegenwart ist die Kulmination aller schöpferischen Prozesse und damit innerhalb des Großen und Ganzen vollkommen. Die Gegenwart ist einfach nur ein bestimmter Punkt in der Ewigkeit. Jede Wahl ist Ausdruck des göttlichen Flusses, dessen einziger Sinn darin besteht, Erfahrung zu schaffen und sich darin selbst zu erkennen.
Will ich mich nun dem Leben hingeben? Dann kann ich das nur im Jetzt, nicht an eine „Bessere Ausgabe“ meiner Person in der Zukunft. JETZT ist die gute Zeit!
Wenn ich den Fluss des Göttlichen in mir zulasse, lasse ich Leben durch mich geschehen. Ich zwinge es nicht durch die Enge meines Egos und forme es durch die Struktur meiner Erwartungen, Vorstellungen und Konditionierungen mit all ihren Ängsten und Projektionen, dem Willen und der Machtgier- eben durch mein Klein-Sein.
Aber ich will doch nur ein „besserer“ Mensch sein…?! Das ist gut, nur verkennt es die Tatsache, dass Selbstlosigkeit nie als ethisches Ziel vom ICH als wirkliche Eigenschaft erreicht werden kann. Das wäre schon ein Widerspruch in sich selbst. Selbstlosigkeit ist eine Folge eines Seins- Zustandes, einer inneren Haltung, die nicht auf der Ebene des Willens erzeugt werden kann. Könnte sie es, müsste sie sich wieder auf ein ICH beziehen und wäre wieder selbst-referierend, selbstbezogen und daher nie echte Selbstlosigkeit.
Ich bin schon vollständig. Wenn ich meine Reaktionen beobachte, erkenne ich, wer ich wirklich bin. Im Abstand zu meinen Wünschen und Affekten finde ich große Klarheit, vielleicht auch große Traurigkeit. Woher soll ich von hier aus wissen, was „besser“ für mich wäre? Wusste ich es in der Vergangenheit, oder waren die Erfahrungen auf dem Weg hierher schon die eigentliche Verbesserung? Bin ich ausgerichtet auf ein vermeintlich „besseres“ Morgen oder bewerte ich meine Gegenwart im Spiegel meiner Vergangenheit, bleibe ich verhaftet und verstrickt in Zuständen, die es gar nicht gibt. Es sind Zustände, die ich am Leben erhalte und die die Gegenwart verzerren und verstellen. Ich kann tatsächlich nichts tun, um meine Gegenwart aufzubessern.
Und ich muss das Großartige übersehen, von dem ich umgeben bin: die Schönheit, die Erhabenheit, die Liebe. Ich bin Teil des Wunders, Jetzt, vollständig. Ich bin beständig eingebettet in ein größeres Wunder. Warum sind wir so kleinlich damit beschäftigt, um „Recht“ zu kämpfen? Warum glauben wir den Angstszenarien? Warum wollen wir kontrollieren? Warum sehen wir dauernd die Bedrohung und sind immer kampfbereit? Diese Welt ist ein Aufeinander- Bezogen-sein, ein einziger symbiotischer Organismus. Warum glaube ich mich abspalten zu müssen um mich zu verbessern? Es geschieht doch andauernd von Selbst. Ich bin nur Zeuge dessen. Wir existieren füreinander.
Wenn es ein Ziel ist, für das wir wirken oder „an uns arbeiten“, wirken und arbeiten wir vergeblich, weil nicht das Tun und Erschaffen selbst sind, was uns Sinn verleiht. Wir wissen nicht sicher, ob das Ziel wahr ist, förderlich und gut für das Ganze. Das können wir nur von unserer gegenwärtigen inneren Haltung sagen. Das Ergebnis darf den Wert meines Handelns nicht bestimmen, weil Ergebnisse vergänglich sind und ihren Tod schon in sich tragen. Erschaffen und Vergehen sind die beiden Seiten derselben Münze. Nur meine innere Haltung zählt, sie macht mich aus und nur sie hat eine echte Wirklichkeit. Da alles in harmonischer Eigenlogik geschieht, ist es immer nur meine Bewertung, die daraus ein „Gut“ oder „Schlecht“ macht.
Die Gegenwart ist immer vollständig. Bin ich authentisch, bin ich derjenige, der ich wirklich bin. Doch nie wird es eine „bessere“ Ausgabe von mir geben, ebenso wenig, wie es in der Vergangenheit eine „schlechtere“ gab. Es gibt kein Besser.